Libellen (Odonata)
 
In Deutschland kommen ca. 80 Arten vor. 53 Arten oder 66% sind gefährdet. Die wichtigsten Gefährdungsursachen sind Gewässerbelastung durch Eintrag von Düngemitteln und anderen Nährstoffen, die Zerstörung oder Beeinträchtigung von Feuchtgebieten, Grundwasserabsenkung, intensive Gewässerunterhaltung und -nutzung, sowie zu hoher Fischbesatz.
Innerhalb der Klasse der Insekten gehören die Libellen sicher zu den mit am besten untersuchten Gruppen. Durch viele in den letzten Jahren durchgeführte Studien konnte ein breites Wissen über Biologie und Ökologie vieler Libellenarten geschaffen werden. Einzelne Bundesländer führen schon seit längerer Zeit Rote Listen und schreiben diese auch fort. Kartierungen von verschiedenen Seiten, z.B. den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg oder der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen e.V., tragen erheblich dazu bei, die Gefährdungssituation der Libellen richtig einschätzen zu können.
Libellen verbringen ihre z.T. Jahre dauernde Larvenzeit im Wasser, benötigen aber auch bestimmte andere Strukturen. Besonders die aquatisch (im Wasser) lebenden Larven sind als Bioindikatoren bezüglich Wasserqualität und Gewässermorphologie gut geeignet. Larven mit mehrjährigen Entwicklungszeiten zeigen auch eine dauerhafte Lebensraumqualität an. Für die erwachsenen Tiere (Imagines) ist daneben auch das Umfeld der Gewässer, z.B. zur Nahrungssuche, wichtig. So kann auch der Zusammenhang zwischen Gewässer und Umfeld entscheiden, ob eine Art vorkommt oder nicht.
Libellenuntersuchungen sind besonders geeignet zur Zustandsanalyse von Gewässern, bei Erfolgskontrollen, bei Eingriffen, beim Monitoring und beim Vergleich zur Schwere eines Eingriffs zwischen mehreren Varianten.
Die wichtigsten Erfassungsmethoden für Libellen sind:
- Erfassung der Imagines am Gewässer per Sicht und evtl. Kescherfang
- Exuviensuche am Gewässer
- Larvensuche direkt im Gewässer
- Fang-Wiederfang für populationsbiologische Fragestellungen
Bei Untersuchungen der Libellenfauna sollten immer auch Angaben zum Reproduktions- / Fortpflanzungserfolg gemacht werden. Die Beobachtung eines einzelnen Tieres erlaubt weniger Rückschlüsse als die Beobachtung von Eiablage, Paarungsrädern oder der Fund von Exuvien. Auch kann eine Untersuchung über mehrere Jahre hinweg zusätzliche Artnachweise erbringen.
Eine der Standardmethoden ist die Erfassung von Imagines durch Sicht- und Kescherfang. Dabei wird der Rand des Gewässers nach erwachsenen Libellen abgesucht und diese werden dann durch bloße Sicht oder, wenn notwendig, durch keschern bestimmt. Diese Begehungen müssen mehrmals im Jahr stattfinden. Der Zeitaufwand, die Häufigkeit und der Zeitpunkt hängen dabei von der Art des Lebensraums ab. Bei sehr strukturreichen Stillgewässern sind 8 bis 9 Begehungen von März bis Oktober mit einer jeweiligen Dauer von ca. 1,5 bis 2 Stunden angebracht. Für 500 Meter Fließgewässer reichen dagegen 4 bis 6 Begehungen mit einer Dauer von jeweils einer bis 1,5 Stunden von Mai bis August aus, um die Mehrzahl der Arten zu erfassen. Zu beachten ist dabei, dass einige Arten im jahreszeitlichen Auftreten variieren, wodurch man rechtzeitig im Jahr mit den Kartierungen beginnen muß.
Eine zweite Methode ist die Erfassung durch das Sammeln von Exuvien. Dabei werden die Exuvien am Rand der Gewässer an Wasserpflanzen und anderen Strukturen abgesammelt und im Labor bestimmt. Vorteile sind hierbei z.B., dass keine Tiere getötet werden müssen, dass das aufwendige Fangen der Tiere entfällt, sowie dass auch Bestandsangaben zu schwierig zu beobachtenden Arten, wie Fließgewässerarten, gemacht werden können. Schwierigkeiten liegen bei dieser Methode darin, dass einige Arten durch die Bestimmung alleine nicht voneinander unterschieden werden können, dass sensible Uferbereiche durch wiederholte Begehungen geschädigt werden können und dass sowohl aufsammeln als auch Bestimmung der Exuvien oft sehr zeitaufwendig ist.
Die Exuvienerfassung liefert die besten Ergebnisse bei kleinen Stillgewässern oder bestimmten Fliessgewässern. SIEDLE (1992) gibt als Anhaltspunkt für den Erfassungsaufwand einer Exuviensuche 10 bis 60 Minuten an einem gut begehbaren Kleingewässer und dazu einen 1 - 1,5- fachen Bestimmungsaufwand an. Die Begehungen sollten 14-tägig von Mitte Mai bis Mitte September durchgeführt werden.