Bienen (Apidae), Goldwespen (Chrysididae), Grab-, Weg-, Faltenwespen und Dolchwespenartigen (Sphecidae, Pompilidae, Vespidae, „Scolioidea“)
 
Die genannten Tiergruppen sind in Deutschland mit ca. 1.100 Arten vertreten. Bei den Goldwespen ist die Artenzahl aufgrund taxonomischer Probleme nicht genau festzulegen. Diese Gruppe umfasst ca. 100 Arten, von denen 28 einer der Gefährdungskategorien der Roten Liste zugeordnet sind. Für 13 weitere Arten ist eine Gefährdung anzunehmen; ihr Status ist aber unbekannt. Bei den Bienen sind von 547 Arten 217 gefährdet, weitere 98 Arten fallen in die Klassifikationen R, V und G. Damit sind mehr als die Hälfte aller Bienen gefährdet. Bei den Grab-, Weg-, Faltenwespen und Dolchwespenartigen sind von 449 Arten 139 gefährdet und 72 Arten einer der Klassen R, V oder G zugeordnet.
Die Biologie und Ökologie der meisten Arten ist gut erforscht. Viele Arten weisen enge Bindungen an bestimmte Nahrungsquellen, an das Mikroklima oder das Nistsubstrat auf. Viele Arten eignen sich deshalb als sog. Indikatorarten. Sie taugen sehr gut für Grundlagenkartierungen, Schutzwürdigkeitsgutachten, Monitoring und verschiedenste Eingriffsbewertungen. Durch die Nutzung von verschiedenen Teillebensräumen lassen Bienen auch Aussagen über Biotoppflege- und Entwicklungsmaßnahmen zu. Ein weiterer Vorteil ist, dass selbst kleine Flächen mit Hilfe der Bienen differenziert betrachtet werden können, da schon auf diesen kleinen Flächen viele, z.T. hochspezialisierte, Arten vorkommen.
Bienen, Goldwespen, Grab-, Weg-, Faltenwespen und Dolchwespenartige besiedeln hauptsächlich offene Flächen, kommen jedoch auch in anderen Lebensräumen vor. In den folgenden Lebensräumen sollten die genannten Tiergruppen besonders berücksichtigt werden: Trockenrasen, Wiesen aller Ausprägung, Ruderal- und Bracheflächen, Abbaustellen, Binnen- und Küstendünen, Felder, Hochstaudenfluren und Auen.
Es gibt nur wenige Methoden zum Nachweis der genannten Bienen- und Wespenarten. Die wichtigsten Qualitativen Methoden sind der Kescherfang und der Fang mittels Farbschalen, Malaise- oder Fensterfallen. Letzterer sollte aber aus mehreren Gründen nur in Ausnahmefällen durchgeführt werden. Werden die Fallen als Lebendfallen eingesetzt, ist der Aufwand erheblich. Tötungsfallen haben den großen Nachteil, dass neben Bienen auch viele andere Tiergruppen angelockt und getötet werden. Der Aufwand für Sortier-, Auswertungs- und Bestimmungsarbeiten ist im Gegensatz zu Kescherfängen dabei sehr hoch. Die daraus resultierende Artenliste lässt in der Regel nur qualitative Aussagen zu. Das Fangergebnis ist stark vom verwendeten Fallentyp und den verwendeten Farbschalen abhängig. Weitere Qualitative Methoden sind das Ausbringen von Nistkästen (Traps) und die Suche nach Nestern oberirdisch nistender Arten (z.B. in Schilfgallen).
Bei den Quantitativen Methoden gibt es die Nestersuche in festgelegten Untersuchungsflächen und die Häufigkeitsermittlung des Besuchs von Blüten oder Farbschalen etc. Sollen Populationsgrößen ermittelt werden, kann mit der Fang-Wiederfang-Methode gearbeitet werden. Diese Methoden sind aber sehr aufwendig und deshalb nur bei speziellen Fragestellungen sinnvoll.
Die Standardmethode ist der Fang mit dem Kescher. Sie stellt die geeignetste Methode dar, da mit ihr auch Aussagen zu Nahrungspflanzen, zu Beutetieren oder Wirten (bei parasitisch lebenden Arten), zu Nistplätzen, sowie zur Bodenständigkeit der Arten gemacht werden können. Hierbei werden nicht nur die Arten inventarisiert, sondern auch die genutzten Lebensraumstrukturen. Besonderer Wert wird dabei auf seltene, planungsrelevante und biotoptypische Arten gelegt.
Während der gesamten Vegetationsperiode von März bis September sollten 6 bis 10 Begehungen stattfinden. Das Wetter sollte sonnig, windstill und trocken sein. Jede Probefläche sollte 1 bis 2 Stunden untersucht werden, da nur so ein hoher Erfassungsgrad erreicht werden kann. Für eine normal strukturierte Fläche von ca. 1 Hektar rechnet man also mit 2 Stunden Geländezeit und ca. 3 bis 6 Stunden Zeitaufwand für Präparation, Bestimmung und Auswertung. Bei Vorhandensein vieler schwer bestimmbarer Arten oder reich strukturierter Flächen kann der Zeitaufwand höher ausfallen. Bei einem gut eingearbeiteten Gutachter kann man bei Verwendung dieser Standardmethode mit dem Nachweis von ca. 80% der Arten rechnen.